Wie konnte es zum Holocaust kommen? Wieso hat Gott ihn nicht verhindert?
So mancher, der diese Frage stellt, hat selbst Schlimmes und Traumatisches erlebt und sucht nicht nur Antworten, sondern auch Trost. Für andere ist der Holocaust ein trauriges Paradebeispiel dafür, wie brutal und grausam der Mensch sein kann, und sie haben alle Mühe, noch an Gott zu glauben.
Falsche Vorstellungen über Gott und den Holocaust
Was manche denken: Man darf nicht fragen, warum Gott den Holocaust zugelassen hat.
Richtig ist: Sogar Menschen mit einem starken Glauben an Gott haben solche Fragen gestellt. Ein Beispiel: Der Prophet Habakuk fragte Gott: „Warum lässt du mich solch himmelschreiendes Unrecht erleben? Warum siehst du untätig zu, wie die Menschen geschunden werden? Wo ich hinsehe, herrschen Gewalt und Unterdrückung, Entzweiung und Streit“ (Habakuk 1:3, Die Gute Nachricht [1982]). Gott sagte zu Habakuk daraufhin nicht: „Was fällt dir ein!“, sondern ließ seine Fragen sogar in der Bibel für alle kommenden Generationen aufzeichnen.
Was manche denken: Gott ist es egal, wenn Menschen leiden.
Richtig ist: Gott hasst es, wenn Menschen Böses tun und dadurch unendliches Leid verursachen (Sprüche 6:16-19). Ein Beispiel: Zur Zeit Noahs herrschte auf der Erde große Gewalt und Brutalität. Wie empfand Gott das? Die Bibel sagt: „Es schmerzte ihn in seinem Herzen“ (1. Mose 6:5, 6). Genauso empfand er auch beim Holocaust (Maleachi 3:6).
Was manche denken: Der Holocaust war Gottes Strafe an den Juden.
Richtig ist: Gott hat zwar im 1. Jahrhundert zugelassen, dass Jerusalem von den Römern zerstört wurde (Matthäus 23:37 bis 24:2). Aber seitdem hat er nie wieder ein bestimmtes Volk besonders bevorzugt oder eigens bestraft. Bei ihm gilt: „Ob jemand Jude oder Nichtjude ist, macht ... keinen Unterschied“ (Römer 10:12, Neue Genfer Übersetzung).
Was manche denken: Wenn es wirklich einen liebevollen und allmächtigen Gott gäbe, hätte er den Holocaust verhindert.
Richtig ist: Gott lässt Leid zwar eine Zeit lang zu, aber niemals wird es von ihm verursacht (Jakobus 1:13; 5:11).
Warum hat Gott den Holocaust zugelassen?
Aus demselben Grund, aus dem Gott momentan auch alles andere Leid zulässt: um einige Grundsatzfragen zu klären, die vor langer Zeit aufgetaucht sind. Die Bibel zeigt ganz klar, dass die Welt heute nicht von Gott, sondern vom Teufel beherrscht wird (Lukas 4:1, 2, 6; Johannes 12:31). Hier nur kurz zwei Kerngedanken aus der Bibel, die etwas Licht in diese Frage bringen.
Gott hat den Menschen einen freien Willen gegeben. Die ersten beiden Menschen, Adam und Eva, wussten, was Gott sich von ihnen wünschte und erwartete. Es lag jedoch bei ihnen, ob sie sich daran halten wollten. Gott zwang sie nicht dazu. Adam und Eva entschieden sich gegen seine Anleitung. Sie beschlossen, selbst zu entscheiden, was gut und was böse war. Eine Fehlentscheidung, die (wie viele andere Fehlentscheidungen der Menschen im Lauf der Geschichte) die Menschheit teuer zu stehen kam (1. Mose 2:17; 3:6; Römer 5:12). Nicht umsonst heißt es in einer jüdisch-theologischen Erklärung: „Ein Großteil des Leids auf der Welt ist eine direkte Folge des Missbrauchs des freien Willens, den Gott uns gewährt hat“ (Statement of Principles of Conservative Judaism). Statt das Geschenk der Willensfreiheit rückgängig zu machen, hat Gott den Menschen Zeit eingeräumt, in der sie ausprobieren konnten, ob sie wirklich ohne ihn und seine Anleitung zurechtkamen.
Gott kann und wird ALLES wiedergutmachen. Er hat versprochen, die vielen Millionen, die im Lauf der Zeit gestorben sind – darunter auch die Opfer des Holocaust –, wieder zum Leben zurückzubringen. Niemand, der den Holocaust miterlebt hat, wird mehr an dieses traumatische Erlebnis erinnert werden noch den Schmerz fühlen. Auch dafür wird Gott sorgen (Jesaja 65:17; Apostelgeschichte 24:15). Die Garantie dafür, dass er Wort halten wird? Seine Liebe (Johannes 3:16).
Viele Überlebende des Holocaust haben es geschafft, den Glauben nicht zu verlieren und einen Sinn im Leben zu finden. Wie? Sie haben verstanden, wieso Gott Leid zulässt und dass er fest entschlossen ist, alles wiedergutzumachen.